Die Nordsee-Krimi-Serie

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Kabeljau bei Oma

Textausschnitt:

Hansen aß am Kopfende des Besprechungstisches und trommelte nervös mit ihren Fingern auf dem Holz. Die Eindrücke des Tatorts und die ersten Erkenntnisse des Falls schwirrten in ihrem Kopf herum. Sie versuchte schon den ganzen Vormittag eine erste Theorie zu entwerfen.

„Toll, dass ihr auch noch einmal wiederkommt“, sagte sie, als die beiden eintraten.

Hauke ließ sich auf einen Stuhl fallen, lehnte sich zurück und strich sich nachdenklich über den Kopf. „Wisst ihr was?“, begann er und richtete seinen Blick auf seine Kollegen. „Ich finde, diese Emma Winters vom BKA macht einen ganz schönen Larry mit ihrem wichtigtuerischen Gehabe.“

Angelika nickte zustimmend und fuhr sich durch ihre blonden Haare. „Jau, da stimme ich dir zu. Is man bisschen arrogant das Mädche. Meint wohl Sie wäre etwas Besseres“

Günner, der die letzten Minuten schweigend zugehört hatte, nickte. „Das habe ich auch gespürt. Sie behandelt uns wie Anfänger. Sie meint wohl solch einen Fall könnten wir nicht selbständig aufklären. Sie wird denn schon sehen, dass wir in der Lage sind, auch diesen Fall, ohne ihre überhebliche Hilfe zu lösen und überhaupt irgendetwas stimmt doch mit dieser Tussi nicht. Dieser Kontakt zu Ehrenfeld über den sie uns nichts sagen will, gibt mir zu denken.“

Hauke grinste leicht. „Genau, G-g-Günner! Wir werden es ihr schon zeigen, dass wir mit Köpfchen ermitteln. Das haben wir in unserer langen Zeit als Bullen schon oft genug bewiesen.“

Angelika stimmte dem zu. „Wir sollten uns nicht von ihrer kalten Ausstrahlung einschüchtern lassen. Es gibt schon einige Spuren und potenzielle Beweise, denen wir auch ohne diese arrogante Ziege nachgehen können. Machen wir es doch, wie in anderen Fällen auch nach unserer Fasson, unabhängig von Emma Winters und dem BKA.“

Günner Vogtländer brummte ein:“ logisch, genauso! Wir werden es ihr schon zeigen,“ Angelika und Hauke nickten zustimmend.

Günner stand energisch auf und klopfte Hauke auf die Schultern, umfasste dann ihn und auch Angelika mit dem Arm und sagte verschwörerisch: „Lasst uns loslegen und diesen Fall angehen.“

Während die Ermittler gerade noch die am Tatort gefundenen Beweise bewerteten und über den Ausgang der Obduktion spekulierten, betrat unerwartet Emma Winters die Wache. Sie grüßte freundlich in die Runde, ihr Blick war ernst, und sie wirkte weniger überheblich als zuvor am Tatort und während des Besuches der Bremerhavener Gerichtsmedizin.

Eine Radioübertragung, die über den Mord berichtete, lief im Hintergrund.

Doch bevor die Winters sie begrüßt hatte durchbrach das schrille Läuten des Telefons ihre begonnene Konversation. Angelika griff zum Hörer: „Polizeirevier Seehof guten Tag, Hauptwachtmeisterin Hansen am Apparat,“ meldete sie sich. Sie horchte einen Moment dann reichte sie den Hörer hinüber zu Vogtländer. „Günner, das sind die Kollegen aus Hannover, sie sind mit der Registrierung der Kanzlei von Ehrenfeld soeben fertig geworden und Komm

Bachforelle zum Frühstück

Textausschnitt:

Der Tag neigt sich dem Ende zu, und die Sonne versinkt rot leuchtend im Meer. Zwischen Himmel und Meer liegt ein orangefarbener Nebel. Das schwer beladene Containerschiff ragt wie ein Hochhaus vor uns auf. Kapitänleutnant Friedrichsen, der Kommandant der Polizei-Fregatte, steht neben mir an der Backbord-Reling. Die Luke für den Einstieg der Lotsen in die Norderney öffnet sich etwa 5 Meter über uns.

„Na denn man tau", Schnarrt Friedrichsen und erklimmt vor mir die erste Stufe der heruntergelassenen Leiter. Uns nach und nach, wobei jeder an den Absätzen des Vorgängers klebt, erklimmt die Einsatzbrigade der Wasserschutzpolizei die Lotsenleiter. Friedrichsen hat mir den Wunsch erfüllt, mich, obwohl es den Dienstvorschriften widerspricht, an dieser Kontrollfahrt seiner Weser 1 teilnehmen zu lassen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass irgendetwas auf diesem Frachter nicht stimmt.

Friedrichsens Leute schwärmen auf dem Schiff aus. Sie kontrollieren die Personalien der Deckarbeiter und der nautischen Crew. Andere durchsuchen die Frachträume und öffnen Container. Überrascht bin ich, als ich feststelle, dass auch Mitglieder der Elite-Sondereinheit des SEK mit uns gekommen sind. Die Beamten von Friedrichsen und des SEK durchsuchen alle Winkel des Schiffs.

Nach einer Stunde, die wir uns bereits an Bord befinden stehen wir in der Kajüte, die Kapitän Friedman als Büro dient, über Papiere gebeugt. Da Friedmann selbst nicht an Bord ist, gewehrt uns der Steuermann Jesus Ribas Einblick in die Unterlagen. Aus den Dokumenten geht hervor, dass ein Teil der geladenen Container für die Firma Süd Import GmbH bestimmt ist. Interessant! Die Firma Süd Import gehört zum Imperium von Jan Heymann.

Friedrichsen steht zurückhaltend neben mir in der Kajüte. Es dauert nicht lange, bis seine Leute in einigen Containern, die mit Kaffeesäcken gefüllt sind, gut und wasserdicht verpackte Päckchen mit jeweils 10 kg Kokain finden. Den Mann neben Kapitän Friedrichsen kenne ich nicht. Wie ein Fels steht er da. „Herr Schmidt,“ stellt ihn Kapitän -Leutnant Friedrichsen vor. Nach meiner Meinung ist das nicht sein richtiger Name. Es scheint ein Geheimnis um ihn zu geben, das nur Friedrichsen kennt. Dieser sowie auch der Rest der Crew begegnen Herrn Schmidt mit großem Respekt, als ob er bei dieser Aktion das Kommando hätte. Es wundert nicht, dass er den Männern Anweisungen gibt.

Während ich Friedrichsen noch erkläre, was unser Ermittlungsstand ist, huscht dieser einschüchternde Mann, allein aufgrund seiner physischen Kraft, herum. Er läuft hinaus, schreit Anweisungen durch den langen Gang vor der Kajüte, kommt wieder herein und lauscht, was Friedrichsen und ich sprechen.

Gerade berichte ich Friedrichsen, was ich von Kapitän Friedmann erfahren habe: "Die Norderney müsste hier warten, bis sie die Freigabe bekommt, in Wilhelmshaven einlaufen zu dürfen. Es gibt wohl zwei Corona-Fälle an Bord." Schnell dreht sich Herr Schmidt zu uns um und fragt: "Also, ein Teil der Ladung sollte in Wilhelmshaven entladen werden?" Bevor ich zustimmen kann, dreht Schmidt sich wieder um und stößt dabei mit Kapitän Friedrichsen zusammen. "Aus dem Weg!", zischt Schmidt und stürzt zur Kabinentür hinaus. Friedrichsen macht einen Satz zurück, als hätte er in eine Steckdose gepinkelt, und murmelt: "Entschuldigung."

Backfisch nach dem Kirchgang

Textausschnitt:

Als ich in unserer Wache in Seehof ankam, teilte mir Angelika Hansen mit, dass Elvira Klappenbusch am Vormittag noch einmal vorbeigekommen sei. „Sie hat mir berichtet, dass sie vergessen hatte zu erwähnen, dass sie auch Erna Gruber in dieser Nacht gesehen hatte. Diese Information hatten wir bislang noch nicht. Obwohl sie zu den Aussagen des Hinrichs passte, der gesagt hatte, dass er eine Frau in dieser Nacht gesehen hatte.“

„Diese Aussage der Klappenbusch gibt den Ermittlungen eine neue Richtung vor. Nun, Hansen, das macht dann die Gruber wieder zu einer Verdächtigen.“ bemerkte ich, nachdem Hansen den Bericht über die Aussage der Klappenbusch beendet hatte. Überlegte dann jedoch: „Und wenn doch etwas an der Geschichte des Hinrichs dran ist? Wenn es tatsächlich diesen dritten Mann gibt? Das würde ein völlig neues Bild ergeben.“

Kröger, der heute wieder in seiner typischen, dandyhaften Art gekleidet war und den größten Schock bezüglich seiner Frau wohl überwunden hatte, sagte: „Das weist natürlich darauf hin, dass in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag ein ganz schöner Betrieb bei der Kirche gewesen ist.“

Hansen fügte hinzu: „Das mit Hinrichs und der Frederika Kramer ist noch zu verstehen, ja. Also, dass sie sich dort treffen wollten, meine ich. Dass sie sich dann aber letztlich doch nicht getroffen haben und Hinrichs den Mord an Müllershagen beobachtet, haben will, das mag ich natürlich auch sehr bezweifeln. Aber die Grubersche? Was wollte die denn dort? Mhm.“

„Nu,“

Ich konnte meinen Blick beinahe nicht von Kröger abwenden. Dass für ihn das Desaster mit seiner Frau in den Hintergrund gerückt war, freute mich dennoch. Aber es sah einfach albern aus, wie er diesen roten Schal trug.

Ich sagte: „Sie wird gedacht haben, dass Frederika sich mit ihrem Leonard Müllershagen treffen wollte, und sie wollte auf Nummer sicher gehen. Sie wollte genau wissen, ob es so war. Also machte sie sich auf, um die beiden zu beobachten oder sogar zur Rede zu stellen und sie auf frischer Tat zu erwischen. Das wäre zumindest die wahrscheinlichste Erklärung.“

„Das kann schon so gewesen sein,“ räusperte sich Kröger und schaute auf Zustimmung von Hansen, wobei er sich mit einer nonchalanten Geste eine Haarsträhne, die auffällig gelb leuchtete – er hatte sie wohl frisch färben lassen – aus der Stirn strich.

Nachdenklich sah ich vor mich hin, schaute dann zu Kröger und anschließend zu Hansen, bevor ich zweifelnd sagte: „Gut angenommen, Hinrichs und die Kramer waren dort verabredet. So weit, so gut. Aber sag mir einmal, was wollte dann Müllershagen dort? Warum war er bei der Kirche, mitten in der Nacht?“

„Ja,“ ließ ich nun Hansen hören, „das ist wirklich die Frage.“

„Na, immerhin wäre es möglich, dass der Müllershagen sich mit der Erna dort treffen wollte. Was meinst du, Günner? Oder kann vielleicht doch etwas an der Aussage von Hinrichs dran sein und es gab diesen dritten Mann?“, fragte sie nachdenklich.

Kröger strich sich gedankenverloren über das heute wieder glatt rasierte Kinn. „Das ist Quatsch. Die beiden waren verlobt, auch wenn Leonard Müllershagen ein…“ Ich suchte nach dem richtigen Wort und sagte dann: „nun ja, Heiratsschwindler war. Warum um Himmels Willen hätten sie sich bei der Kirche treffen sollen, wenn Erna Gruber doch eine gemütliche Wohnung hat? Das macht doch keinen Sinn. Zumal jetzt im Herbst, wo es nachts schon wieder knackig kühl wird. Nein, da muss etwas anderes dahinterstecken.“